Jede Menge Sparpotenzial
Seit elf Jahren bietet der Caritasverband in Fulda für Empfänger von Sozialleistungen einen kostenlosen Energiesparcheck an. Energiesparberater Marco Möller berichtet aus der Praxis, wo Haushalte am meisten sparen können.
"Den Energiesparcheck bieten wir in Kooperation und mit finanzieller Beteiligung durch den Landkreis Fulda an", erläutert Werner Althaus, Bereichsleiter Soziale Dienste beim Caritasverband Fulda. Die Nachfrage sei schon immer groß gewesen, zuletzt sei sie aber angesichts der hohen Energiepreise noch einmal enorm gestiegen. "Wer den Energiesparcheck nutzt, der wird von uns dreimal persönlich zuhause besucht", berichtet Möller. Beim ersten Mal werde ein Fragenkatalog zu den täglichen Gewohnheiten durchgegangen sowie Verbrauchswerte von allen relevanten Geräten im Haushalt ermittelt. "Die Ergebnisse tragen wir dann in eine Datenbank beim Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen ein", führt Möller aus. Natürlich geschehe das datenschutzkonform.
Anhand dieser Daten erfolge eine Auswertung, wo die größten Einsparpotenziale im Haushalt bestehen. "Beim zweiten Termin besprechen wir diese Ergebnisse und verschenken zudem passende Energiesparhelfer mit einem Wert von bis zu 70 Euro - samt Montage", führt der gelernte Elektromeister Möller aus. Das können Sparvorrichtungen für die Toilettenspülung oder die Wasserhähne sein, Abschaltknöpfe für Steckdosen oder Bodenabdichtungen für Türen als Zugluftstopper.
Ein dritter Termin erfolgt als Monitoring mit einiger Zeit Abstand, um zu sehen, was die Tipps gebracht haben und wo vielleicht noch Potenzial besteht. "Wenn die Leute sehen, dass sie 200, 300 oder auch mal 500 Euro im Jahr sparen können, dann haben die mitunter Tränen in den Augen vor Freude", berichtet Möller nicht ganz ohne Stolz. Wie sehr seine Hilfe geschätzt werde, erlebe er immer wieder, wenn er in der Stadt überschwänglich von Menschen, denen er beim Energiesparen helfen konnte, begrüßt wird.
Besonders hohe Einsparpotentiale erkennt Möller regelmäßig bei Migrantenfamilien. "Vor allem Menschen aus Afrika kennen aus der Heimat Heizungen überhaupt nicht. Und dann laufen sie auch hier wie gewohnt barfuß und dünn angezogen durch die Wohnung - und heizen diese auf 25 Grad", berichtet er. Die Erkenntnis, wie teuer das ist, käme dann leider oft zu spät - nämlich mit der ersten Jahresabrechnung. Zudem komme es immer wieder dazu, dass Migrantenfamilien Opfer von betrügerischen Machenschaften werden. "Da werden zum Teil Wohnungen vermittelt, die sind unter aller Sau. Da rieche ich den Schimmel schon, wenn ich an der Wohnungstür stehe", sagt Möller. Oft finde er in den Wohnungen uralte Elektrogeräte vor, die Unmengen an Strom verbrauchen. Zudem käme es immer wieder zu unseriösen Haustürgeschäften für Strom- und Gasverträge von dubiosen Anbietern, was im ersten Moment wie eine Ersparnis klingt, im Nachhinein aber oft ein teurer Fehler sei.
"Aufbackbrötchen sind der größte Quatsch. Was Sie da für die Energie bezahlen, da könnten Sie sich die Brötchen frisch vom Bäcker liefern lassen."
ENERGIESPARCHECK
15 540 Kilowattstunden Energie
haben die von der Caritas 2021 besuchten Haushalte im Schnitt jährlich verbraucht (Heizen, Warmwasser, Strom).
5432 Stück an Soforthilfen
- wie LED-Lampenoder Wassersparer- wurden in 415 besuchten Haushalten installiert.
616 000 Euro
langfristiges Sparpotenzial (Lebensdauer der Soforthilfen) wurden damit ermöglicht - also im Schnitt fast 1500 Euro pro Haushalt.