Eine große Mehrheit (87 Prozent) der Bevölkerung sieht die Digitalisierung als Chance. Auch 71 Prozent der über 75-Jährigen sehen das so. Das ist ein zentrales Ergebnis einer repräsentativen Studie im Auftrag der Initiative "Digital für alle", der der Deutsche Caritasverband angehört, anlässlich des dritten bundesweiten Digitaltags am 24. Juni 2022.
Die allgemeine Offenheit für digitale Technologien ist ebenfalls groß: Neun von zehn (88 Prozent) stehen digitalen Technologien positiv gegenüber. Für 89 Prozent sind digitale Technologien aus dem eigenen Leben nicht mehr wegzudenken; für 80 Prozent machen sie das Leben leichter.
Nicht alle profitieren im gleichen Maß
Zugleich sieht eine Mehrheit (58 Prozent) das Land digital gespalten und befürchtet, dass nicht alle Menschen in gleichem Maße vom technologischen Fortschritt profitieren. Der Anteil der Menschen, die eine Spaltung wahrnehmen, nimmt im Vergleich zum Vorjahr jedoch ab (2021: 65 Prozent). Bei der Frage, ob die Digitalisierung zu schnell oder zu langsam geht, zeigt sich ein geteiltes Bild: 57 Prozent sagen, die Digitalisierung gehe zu langsam, 23 Prozent halten das Tempo für genau richtig und 18 Prozent geht die Digitalisierung zu schnell. Letzteres sagen insbesondere die über 75-Jährigen (36 Prozent).
Großer Wunsch nach Förderung digitaler Kompetenzen
Wichtig sind den Befragten Maßnahmen zur Stärkung der Digitalkompetenz. Acht von zehn (83 Prozent) wünschen sich, dass digitale Medien- und Informationskompetenzen über die gesamte Bildungskette hinweg gefördert werden. Passend dazu sagen 57 Prozent, dass kostenfreie Schulungs- und Weiterbildungsangebote geschaffen werden sollten. 71 Prozent wünschen sich barrierefreie digitale Angebote, z.B. durch einfache Bedienung und Erklärungen in leichter Sprache.
"Die allermeisten Menschen in Deutschland nutzen digitale Technologien wie selbstverständlich, sei es privat im Alltag oder professionell bei der Arbeit. Aber es gibt auch eine viel zu große Gruppe, die nicht Schritt halten kann mit der Entwicklung, der die Digitalisierung zu schnell geht. Das ist eine Herausforderung, und das sieht auch die Mehrheit so. Die Hälfte würde gerne mehr an der digitalen Welt teilhaben, scheitert aber daran, weil es an technischen Kenntnissen fehlt. Hier müssen wir ansetzen und die Vermittlung von Digital- und Medienkompetenz von der Kindheit bis ins hohe Alter in den Fokus rücken", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg bei der Vorstellung der Studie.
Markus Lewe, Präsident des Deutschen Städtetags, betonte: "Wenn nur jeder Zweite aktuell richtig einschätzen kann, ob Informationen im Netz von einer vertrauenswürdigen Quelle kommen, ist das ein ernstes Problem. Unsere gesellschaftlichen Diskurse wie unsere Demokratie im Ganzen leben von der Meinungsbildung. Die aber setzt verlässliche Informationen voraus. Deshalb müssen die Menschen unterscheiden können, was sind Fake-News und was ist real. Sie müssen den Wahrheitsgehalt von Informationen erkennen können. Das hilft auch beim Umgang mit Hass und Gewalt in den Sozialen Netzen."
Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, erklärte: "Um digitale Teilhabe für alle zu sichern, müssen wir digitale Begegnung auch außerhalb des beruflichen Kontextes fördern. Ehrenamtliche und freiwillig Engagierte brauchen Zugang zu digitaler Infrastruktur und Unterstützung beim digitalen Kompetenzerwerb - unabhängig von Alter, Herkunft oder Einkommen. Freiwilliges Engagement ist digitales Engagement - diese Erfahrung machen wir auch in der Caritas. Jugendliche, die sich bei unserer youngcaritas engagieren, organisieren jede Aktion, jedes Treffen über Messenger-Dienste und Social Media-Plattformen. Niemand schreibt Einladungen per Brief und das Telefon ist längst abgehängt. Unsere ehrenamtliche Schuldnerberatung, die wir im vergangenen Jahr mit digitalen Endgeräten ausgestattet haben, ist ein anderes Beispiel. In den Lockdowns und der Zeit der sozialen Distanz hätten wir die vielen Nachfragen nach Beratung anders gar nicht bewältigen können. Längst ist der Sozialraum hybrid, alle niedrigschwelligen Kontaktmöglichkeiten brauchen digitale Unterstützung."
Dr. Markus Richter, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern und für Heimat sowie Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik, unterstrich: "Eine deutliche Mehrheit der Deutschen sieht die Digitalisierung positiv - das zeigen die vorliegenden Studienergebnisse. Und dieses Ergebnis ist gut. Doch nicht alle Menschen können in gleichem Maße vom digitalen Fortschritt profitieren. Ziel des Bundesministeriums des Innern und für Heimat ist es daher, die digitale Teilhabe jedes Einzelnen zu unterstützen. Alle Bürgerinnen und Bürger sollen sich sicher und selbstbestimmt in der digitalen Welt bewegen können. Aus diesem Grund fördern wir in diesem Jahr den bundesweiten Digitaltag und beteiligen uns auch mit eigenen Aktivitäten."
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Trägerin des Digitaltags ist die Initiative "Digital für alle". Das breite Bündnis vereint 28 Organisationen aus Zivilgesellschaft, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Wohlfahrt und öffentlicher Hand.