Jeder fünfte Bundesbürger erkrankt einmal im Leben an einer Depression und nach Feststellung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Erkrankung eine höhere Todesrate als Aids, Drogenmissbrauch oder gar Verkehrsunfälle. Mit einer Informationsveranstaltung zum Thema „Zukunft trotz Depression“ hat der Caritasverband für die Regionen Fulda und Geisa einen wichtigen Beitrag zur Prävention geleistet.

Diplom Sozialpädagogin B.A. Gabriele Moll vom Fachbereich Betreutes Wohnen für Menschen mit psychischen Erkrankungen war es gelungen, den Zuhörerinnen und Zuhörern im vollbesetzten Pfarrsaal der katholischen Kirchengemeinde St. Josef in Fulda mit Professor Dr. Anne Lützenkirchen, Hochschule Fulda, Dr. Ulrich Walter, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie und Mitglied des Bündnis gegen Depression Fulda e.V., Hermann Held, Diplom Theologe und Diplom Supervisor, Leiter Telefonseelsorge Fulda, sowie Elisabeth und Wolfgang, zwei Betroffenen, Fachleute zu bieten, die umfassend über Entstehung, Verlauf, Therapiemöglichkeiten und Erfahrungen berichten konnten.
Höhere Lebenserwartung, Aussagen, dass Rentner den Sozialhaushalt belasten, fehlende Lebensperspektiven und gesellschaftliche Vereinsamung führten dazu, dass Depression im Alter zunehmen würden, führte Anne Lützenkirchen aus. Mittlerweile sei Depression die zweithäufigste Erkrankung im Alter und nicht selten würden ältere Menschen einen Suizid begehen, um nicht ihren Mitmenschen zur Last zu fallen oder ein Leiden ertragen zu müssen. Als wirksames Mittel gegen Depression im Alter bezeichnete die Referentin das Eingebunden sein in eine soziale Gemeinschaft, ein starkes soziales Netz und die Bereitschaft Alter als wertvolle Lebensphase zu sehen.

(Selbsthilfegruppe), Gabriele Moll (Caritas - Organisatorin),
Hermann Held (Telefonseelsorge), Dr. Ulrich Walter
(Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie
Fulda), Prof. Dr. Anne Lützenkirchen (Hochschule Fulda,
Winfried Möller (Caritas Geschäftsführer)
Mit gespannter Aufmerksamkeit und vielen Fragen verfolgten die Anwesenden die Ausführungen von Dr. Ulrich Walter. Er erläuterte die neurologischen Zusammenhänge, die bei der Entstehung einer Depression zu Grunde liegen, sowie die genetischen Dispositionen, die Beeinflussung durch die persönliche Biographie, Krisen oder traumatisierende Ereignisse wie beispielsweise der Verlust eines Angehörigen. Wenn Depressionen auch in vielen Fällen durch Psychopharmaka und Psychotherapie heilbar seien, so gäbe es auch sehr schwere Verlaufsformen, die eine lebenslange Einnahme von Psychopharmaka erforderten und von einer hohen Suizidalität begleitet würden.
Als langjähriger Mitarbeiter der Teefonseelsorge Fulda konnte Hermann Held über die vielen unterschiedlichen Ängste und Nöte von Menschen berichten. Er bezeichnete den Suizid als einen „Infarkt der Seele“, eine Notreaktion auf eine enorme Überbelastung. Es gäbe trotz Depression und suizidaler Gedanken Möglichkeiten der Hilfe. Dabei müssten die Helfer die eigene Rolle und Grenzen reflektieren, Hilflosigkeit, Aussichtslosigkeit und Hoffnungslosigkeit ausgehalten sowie die Vernetzung mit anderen Helfenden und Hilfsangebote suchen.
Elisabeth und Wolfgang, zwei Betroffene aus der Selbsthilfegruppe „Wege aus der Dunkelheit“ erhielten viel Anerkennung und Respekt für den Mut über ihre Erkrankung zu berichten. Sie ermunterten offen mit dem Thema Depression umzugehen, anstatt sich zurück zu ziehen, zu verstecken oder selbst auszugrenzen. Elisabeth hat ihre Erfahrungen mit der eigenen Depression in Gedichten und Bildern öffentlich gemacht.
Der Abend habe in vielfältiger Weise Möglichkeiten aufgezeigt, dass Leben trotz Depression eine Zukunft habe, betonte Geschäftsführer Winfried Möller, der der Organisatorin Gabriele Moll sowie den Referenten mit einem Präsent dankte. Der Caritas sei es ein Anliegen, Menschen in Notlagen nicht alleine zu lassen, sondern im Sinne des Caritasslogans „Not sehen und handeln“ Aufklärungsarbeit und das Aufzeigen von Hilfen und Handlungsstrategien zu leisten.