"Die Sprache ist der Schlüssel zur Welt", wie einst Wilhelm von Humboldt schrieb, denn Sprache ermöglicht ein soziales Miteinander und sollte demnach allen Menschen zugänglich sein. Die kath. Kindertagesstätte St. Ulrich in Hünfeld ist ein Ort, an dem alle Menschen herzlich Willkommen sind. Dabei werden keine Unterschiede zwischen den Nationalitäten, Religionen oder dem Entwicklungsstand der Kinder gemacht, denn die Einrichtung sieht diese Vielfalt als Chance an, voneinander zu lernen und dadurch Akzeptanz untereinander zu schaffen. Dies gelingt dem pädagogischen Personal unteranderem durch den Einsatz von gebärdenunterstützter Kommunikation.
Das Team der kath. Kindertagesstätte St. Ulrich beim Memory-Spielen bei der Fortbildung bei Herrn Werner Althaus. Werner Althaus
Die gebärdenunterstützte Kommunikation ist ein Medium, das in den Alltag integriert wird und die Kommunikation untereinander erleichtern soll. Dabei werden signifikante Wörter eines Satzes mit Gebärden begleitet. Das heißt, es werden nicht ganze Sätze gebärdet, sondern nur Schlüsselbegriffe. Dadurch bekommt jedes einzelne Kind die Möglichkeit dem Gesagten besser zu folgen und sich einzelne Wörter besser zu merken. Der Spracherwerb wird durch den Einsatz der gebärdenunterstützten Kommunikation verbessert, weswegen die Hände der Schlüssel zur Sprache sind.
Deshalb hat die kath. Kindertagesstätte St. Ulrich dieses Jahr an einer zweitätigen Fortbildung zu diesem Thema bei Herrn Werner Althaus teilgenommen.
Der Dipl.-Sozialarbeiter Werner Althaus hat in Fulda den Sozialdienst für Gehörlose und Hörgeschädigte Caritasverband für die Regionen Fulda und Geisa e.V. aufgebaut und veranstaltet verschiedene Fortbildungen zum Thema gebärdenunterstützte Kommunikation. Dieses Jahr hatte das Team der St. Ulrich Kindertagesstätte in Hünfeld die Möglichkeit im Frühjahr und im Herbst bei einer zweitägigen Fortbildung mit Herrn Althaus die Grundlagen und Hintergründe der Gebärdensprache zu bekommen.
Dabei hat das Team viele Anreize bekommen, die gebärdenunterstützte Kommunikation in der Einrichtung auszubauen. Herr Althaus hat ihnen z.B. gezeigt, wie man auf eine spielerische Art und Weise den Kindern Gebärden beibringen kann. Dazu hat das Team in der ers-ten Einheit der Fortbildung Kinderlieder gesungen und mit Gebärden unterstützt und im zweiten Teil der Fortbildung verschiedene Gebärden durch ein Memory-Spiel kennengelernt. Das Memory hat bei den Erzieherinnen zu großer Heiterkeit geführt, da sie schnell festgestellt haben, dass die Kinder im Memory fitter und flotter als sie selbst sind.
Einen Grundstein für die gebärdenunterstützte Kommunikation hatte bereits im Jahr 2018 die Heilpädagogin Frau Miriam Lüddecke gelegt, als sie neu in das Team kam, da sie in ihrem Studium diese Art der Kommunikation gelernt und ihren Kolleginnen weitervermittelt hat. Seitdem werden in allen drei Gruppen die Gebete und Lieder mit entsprechenden Gebärden begleitet und zu den christlichen Festen die passenden Gebärden rausgesucht. Einen festen Platz haben die Gebärden auch beim morgendlichen Besprechen des Tages gefunden. So werden beispielswiese die Wochentage und das Datum mit der entsprechenden Jahreszeit gebärdet. Das alles findet bei den Kindern sehr guten Anklang, weswegen im Sommer diesen Jahres die Anerkennungspraktikantin Frau Andrea Momberg ihre Facharbeit rund um das Thema geschrieben und damit ihre Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen hat. Dazu hat sie eine Kleingruppe mit fünf Kindern gebildet und mit den Kindern über drei Monate lang zu verschiedenen Themen Gebärden gelernt. Abgeschlossen wurde das Projekt mit der gemeinsamen Gestaltung eines eigenen Bilderbuches, welches die Kinder selbst gemalt haben. Dazu wurden die Kinder mit den Gebärden fotografiert und zum Bilderbuch hinzugefügt. Dies sollte einerseits ein Anreiz zum Lesen und andererseits zum Erlernen einzelner Gebärden sein.
Einen weiteren Anreiz zum Erlernen neuer Gebärden hat nun die Leiterin der Kindertagesstätte Frau Sandra Dittmar-Mihm mit der Anschaffung eines großen Daumenkino-Paktes geschaffen. Dank entsprechender Fördermittel ist es Frau Dittmar-Mihm gelungen 102 Daumenkinos von der hessischen Firma "talking hands" für die Einrichtung zu kaufen. Bei den farbenfrohen Daumenkinos können die Kinder selbst durch Umblättern sehen, wie die Gebärden ausgeführt werden. Das ganze Team ist nun gespannt, wie die Daumenkinos bei den Kindern ankommen und im pädagogischen Alltag integriert werden. Die Erzieherinnen erhoffen sich, dass die Kommunikation zwischen allen Kindern gefördert und Sprachbarrieren überwunden werden können, denn Hände können ein Schlüssel zur Sprache sein.
In ein bis zwei Jahren soll eine weitere Reflexion der gebärdenunterstützten Kommunikation mit Herrn Althaus stattfinden, um zu schauen, welche weitere Entwicklung die Einrichtung in dieser Zeit gemacht hat. Herr Althaus ist jetzt schon der Meinung, dass die kath. Kindertagesstätte St. Ulrich in Hünfeld bereits viel in diesem Bereich den Kindern anbiete und dies ein klares Aushängeschild der Einrichtung und deren Konzeption ist und demnach den anderen Kitas im Landkreis im Bereich Inklusion voraus ist.