Durch Suizid aus dem Leben zu scheiden sei nicht „freiwillig“ und die Menschen „ermordeten“ sich auch nicht selbst, deshalb seien Begriffe wie Freitod oder Selbstmord fehl am Platz und diskriminierend, so Referentin Elisabeth Brockmann, Diplom Sozialpädagogin und Geschäftsführerin von AGUS – Angehörige um Suizid, bei ihrem Vortrag „Trauer nach Suizid“ im Evangelischen Zentrum Haus Oranien. Eingeladen hatte der Arbeitskreis Trauerhilfe, christliches Netzwerk zur Trauerbegleitung. |
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Damit bringe Suizid viele an ihre persönlichen Grenzen, auch Polizeibeamte, die den Toten fänden. Suizid gefährde den eigenen Lebensweg. Das eigene Selbstwertgefühl werde in Frage gestellt – er/sie hat nicht an mich gedacht oder ist nicht mir zu liebe am Leben geblieben- und auch die Frage nach Mitschuld werde aufgeworfen. Meist würden die Angehörigen nicht offen zur Todesursache stehen können, weil Suizid über jahrhunderte negativ bewertet wurde. Für viele Suizidtrauernde sei nicht vorstellbar im Leben wieder einmal Lachen oder eine neue Partnerschaft beginnen zu können. Referentin Elisabeth Brockmann betonte, dass sich bei Suizidtrauernde die Trauer über viele Jahre hinziehe und „es manchmal ein Kampf von Tag zu Tag“ sei. In den ersten fünf Jahren nach einem Suizid seien alle Gedanken und Planungen vom Suizid bestimmt. Erst in den darauffolgenden fünf Jahren könnten Betroffene wieder lachen und sich anders orientieren. Wichtig sei auch zu wissen, dass Trauerbewältigung nach Suizid bei Erwachsenen und Kindern unterschiedlich sei. Kinder hätten ein Anrecht, entsprechend ihren Fragen, altersangemessen die Wahrheit zu erfahren. Trauer nach Suizid habe einen längeren und schwereren Verlauf und bedürfe oft auch therapeutischer Hilfe, wobei Therapeuten in der Trauerbegleitung nach Suizid über ein spezielles Wissen verfügen sollten. Das Leben danach brauche „Wegweiser“. Dabei spielten religiöse Fragen nach Sünde und kirchlicher Beerdigung oft auch eine wichtige Rolle. Das Umfeld müsse sich verletzter Begriffe wie „durch Suizid verstorbene sind psychisch krank“ oder Wut auf den Verstorbenen enthalten. Elisabeth Brockmann bemängelte, dass es zu wenige Selbsthilfegruppen gebe, denn „was betroffene in Selbsthilfegruppen bieten können, können Nichtbetroffene nicht bieten“. Auch Fulda sei in dieser Hinsicht ein „weißer Fleck“. Sie regte an sich Gedanken über die Schaffung einer sollte zu machen und bot ihre Hilfe als Geschäftsführerin von AGUS an. Die nächstgelegene Selbsthilfegruppe, die auf der Internetseite von AGUS zu finden ist, ist in Bad Kissingen.
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Pressemitteilung
Suizid noch oft totgeschwiegen!?
Erschienen am:
08.12.2009
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