Über 60 Gehörlose sind der Einladung des Diözesan-Gehörlosenseelsorger Msgr. Michael Frhr. von Lüninck am Christkönig-Sonntag in das Priesterseminar nach Fulda gefolgt. Schon viele Einkehrtage wurden zur religiösen und biblischen Themen und zum Leben von Heiligen für gehörlose und hörgeschädigte Menschen angeboten. Mit großer Freude konnten wir zum Einkehrtag auch den Bundesvorsitzenden des Verbandes katholischer Gehörloser in Deutschland Herrn Alfons Rogge begrüßen.
In diesem Jahr stand die Gehörlosenseelsorge selbst im Mittelpunkt der Referate und Gruppenarbeit. Msgr. v. Lüninck unternahm gemeinsam mit dem Referenten, dem Caritas-Sozialarbeiter Werner Althaus, zunächst eine Bestandsaufnahme. Sie stellten fest, dass prozentual gehörlose Katholiken stärker mit ihrer Gemeinde verbunden sind, als hörende Katholiken. Sicherlich ist ein Grund dafür, dass die Gruppe wesentlich kleiner ist und sich viele untereinander gut und lange kennen. Die Gottesdienste, die Treffen und die Veranstaltungen in den katholischen Gehörlosenvereinen sind für viele auch die Möglichkeit aus ihrer Isolation zu kommen und in ihrer Gebärdensprache zu kommunizieren. Trotz der starken Verbundenheit werden auch die Gehörlosen-Gemeinschaften kleiner. Gemeinsam wurden die Gründe hierfür gesucht:
- Weniger gehörlose Menschen insgesamt
- Viele jüngere sind mit CI versorgt und haben keinen Kontakt zur Gehörlosen-Gemeinschaft
- Andere Gehörlose kann ich auch im Internet treffen
- Auch hörende Vereine sind überaltert und für jüngere Menschen nicht mehr attraktiv.
Aus diesen Überlegungen ergab sich die Frage: Was müssen wir tun, um neben den Angeboten der älteren Menschen unsere Gemeinschaften auch für jüngere Gehörlose interessant zu machen? Angestrengt wurde in Einzel- und Gruppenarbeit über diese Frage nachgedacht und die Ideen zusammengetragen; z.B.:
- Gottesdienst interessanter machen…
- Gebärdenlieder / -Chor und Evangelien-Spiel im Gottesdienst
- Mehr Beteiligung im Gottesdienst; Gebärdenlied, Anrufung-Antwort
- 1x im Monat Gehörlosen-Gottesdienst (muss nicht jedes Mal mit Versammlung und Essen sein)
- Mehr Informationen und Öffentlichkeitsarbeit in den (normalen) Zeitungen
- Mehr Informationen über Kirche und Glauben
- Kontakte pflegen
- Theater- und Museumbesuch, Filme ansehen
- Austausch zwischen jungen und alten Gehörlosen
Im zweiten Teil des Tages wurden Aktivitäten, Feste und Ausflüge in einer PowerPoint-Präsentation gezeigt und viele Erinnerungen wurden wach. Es wurde rege überlegt, wer auf den Fotos zu sehen war und sich über die alten Bilder gefreut. Die jüngeren Anwesenden hatten ebenfalls ihren Spaß und staunten, was früher so alles los war.
Nach dem Mittagessen wurde ebenfalls in einer Präsentation an die Verstorbenen Freunde aus den Gemeinschaften in der Diözese Fulda gedacht. Mit diesem Andenken gingen alle in Stille in die Kapelle des Priesterseminars, um im Gottesdienst mit den Lebenden und den Verstorbenen der Gehörlosengemeinschaften unseren Dank und unsere Freude für alles was war und ist und unsere Gedanken und Sorgen in die Hände Gottes zu legen.
Ein etwas anderer Einkehrtag ging dann beim abschließenden Kaffee und vielen anregenden Gesprächen langsam zu Ende.